Ich suche nach...

29.04.2024

UKR-Studie zur Verbesserung der Patientenversorgung in der Berg- und Höhenmedizin

Die Bergung und medizinische Versorgung von verunfallten Bergsteigern und Wanderern in unwegsamem Gelände stellt Bergretter vor ganz spezielle Herausforderungen. Neben der Notfallversorgung ist auch der Abtransport der Verletzten nicht unproblematisch. Dr. Richard Kraus und Dr. Alexander Dejaco, Assistenzärzte der Klinik für Anästhesiologie des Universitätsklinikums Regensburg (UKR), wollen in einer Studie gemeinsam mit der Bergwacht Bayern sowie dem Aiut Alpin Dolomites, dem Bergrettungsdienst Südtirol, und der OTH Regensburg die Patientenversorgung am Berg verbessern.

Das Wetter wird besser und lädt zu Touren in den Gebirgen ein. Immer mit von der Partie ist die Gefahr eines Unfalls. Ein falscher Schritt, ein unbedachter Tritt, und schon ist es passiert. Doch ein Unfall in den Bergen kann sich schnell zu einer lebensbedrohlichen Situation entwickeln. Kommt es zu einem Unfall, übernimmt die Bergwacht die Aufgabe, den Verunfallten zu versorgen und zu bergen. Das geschieht nicht selten an steilen Abhängen, Geröllfeldern oder Spalten. „Die notfallmedizinische Versorgung von Verunfallten im Gebirge birgt Gefahren und Risiken – für die Verletzten, aber auch für die Retter“, erklärt Dr. Richard Kraus, Assistenzarzt der Klinik für Anästhesiologie des UKR sowie Arzt bei der Bergwacht Bayern. „Wir müssen oft unter schwierigen Umständen eine erste Diagnose stellen und den Patienten dann aus der Gefahrensituation bringen. Gerade bei möglichen Verletzungen an der Wirbelsäule ist eine schonende, behutsame und stabile Lagerung essentiell, um etwaige Folgeschäden zu minimieren.“

In ihrer Studie wollen die beiden Assistenzärzte zusammen mit ihren Kameraden der Bergwacht Bayern und des Bergrettungsdienstes Südtirol wie auch mit dem technischen Know-how des Labors für Biomechanik unter der Leitung von Professor Dr. Sebastian Dendorfer an der OTH Regensburg nun untersuchen, welche Kräfte auf Patienten bei der Rettung am Berg einwirken und welche gesundheitlichen Folgen der Abtransport auf die Verunfallten haben kann. Ziel ist es, die Versorgung vor Ort wie auch den Transport der Verletzten weiter zu verbessern.

Bisher keine belastbaren Daten für die Bergung von Verunfallten verfügbar

In der Regel werden Patienten mit einer Gebirgstrage oder im Winter mit einem Akja, einer Art Schlitten, geborgen. Hinzu kommen Vakuummatratze und bei Bedarf Halswirbelsäulen-Schienen. „Diese Art der Bergung von Patienten funktioniert, ist jedoch noch nicht in allen Fällen das Optimum. Es besteht Bedarf, die Technik und Prozesse der Bergrettung weiterzuentwickeln“, sagt Dr. Alexander Dejaco, Assistenzarzt der Klinik für Anästhesiologie des UKR sowie Rettungsarzt des Aiut Alpin Dolomites. „Eine explizite Empfehlung, welche Techniken und Hilfsmittel in welchem Fall zum Einsatz kommen sollten, gibt es bislang nicht. Das wollen wir mit unserer Studie ändern.“ Um die unterschiedlichen Techniken und Hilfsmittel zur Immobilisierung und zum Transport von Verletzten wissenschaftlich zu untersuchen, müssen jedoch aussagekräftige und verwertbare biomechanische Daten generiert werden. Im Rahmen der Studie werden hierzu Bergrettungsszenarien mit simulierten Patienten durchgespielt. Um möglichst realistische Bedingungen zu schaffen, werden praktische Szenarien der Bergrettung mit der Gebirgstrage unter biomechanischen Bewegungsbeschreibungen durchgeführt.

In enger Kooperation mit Lukas Reinker und Ina Adler vom Labor für Biomechanik der OTH Regensburg werden sämtliche Kräfte und Bewegungen, die auf Patienten einwirken können, mittels hochauflösender Sensortechnik während des gesamten Rettungseinsatzes aufgezeichnet und anschließend biophysikalisch durch Dr. Bärbel Kieninger von der Abteilung für Krankenhaushygiene und Infektiologie am UKR ausgewertet. „Dank der engen Zusammenarbeit mit den verschiedenen Institutionen können wir so ein Projekt hier in Regensburg umsetzen. Durch den Vergleich der aufgezeichneten biomechanischen Daten der verschiedenen Rettungs-, Transport- und Immobilisierungstechniken gewinnen wir wertvolle Erkenntnisse und hoffen, daraus ableiten zu können, was in der Bergrettung mehr Berücksichtigung finden und künftig besser umgesetzt werden sollte“, so Dr. Dejaco und Dr. Kraus zu den Zielen des Projekts.

Das Projekt wird unter Leitung von Professor Dr. Martin Kieninger, Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie und ärztlicher Leiter des Notarztstandortes am UKR, durchgeführt. Die Deutsche Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin BEXMED e.V. zeichnete es mit dem Forschungspreis 2023 aus und fördert es finanziell.

Downloads

Verwendung der Medien ausschließlich im Zusammenhang mit dieser Pressemitteilung

UKR, Bergrettung,

Neben der Notfallversorgung ist auch der Abtransport der Verletzten nicht unproblematisch. Gerade bei möglichen Verletzungen an der Wirbelsäule ist eine schonende, behutsame und stabile Lagerung essentiell, um etwaige Folgeschäden zu minimieren. © UKR/Ina Adler

UKR, Richard Kraus

Dr. Richard Kraus, Assistenzarzt der Klinik für Anästhesiologie des UKR sowie Arzt bei der Bergwacht Bayern. © UKR/Martin Meyer

UKR, Alexander Dejaco

Dr. Alexander Dejaco, Assistenzarzt der Klinik für Anästhesiologie des UKR sowie Rettungsarzt des Aiut Alpin Dolomites. © UKR/Franziska Holten

Pressereferent

Matthias Dettenhofer


0941 944-315800941 944-31591presse@ukr.de

Spitze in der Medizin. Menschlich in der Begegnung.

Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) ist ein Krankenhaus der höchsten Versorgungsstufe. Es bietet in 31 human- und zahnmedizinische Kliniken, Polikliniken, Instituten und Abteilungen fast das komplette medizinische Fächerspektrum an und verfügt über 839 Betten sowie 52 tagesklinische Behandlungsplätze.

Ausgerichtet ist das Universitätsklinikum Regensburg auf Hochleistungsmedizin mit besonderem Fokus auf Transplantations- und Intensivmedizin sowie onkologische und kardiovaskuläre Erkrankungen. Bei der durchschnittlichen Fallschwere („Case-Mix-Index“) liegt das UKR mit an der Spitze der deutschen Universitätsklinika. Neben der Patientenversorgung ist das UKR gemeinsam mit der Fakultät für Medizin der Universität Regensburg für die Ausbildung von ca. 2.000 Studierenden (Human- und Zahnmedizin) sowie für die medizinische Forschung verantwortlich.

Gemeinsames Ziel aller Mitarbeiter sind die optimale medizinische und pflegerische Versorgung der Patienten sowie ein wertschätzendes Miteinander im Team.