Sein ganzes Berufsleben beschäftigt sich Professor Dr. Ernst Holler mit Ursachen und Therapie von Abstoßungsreaktionen nach einer Blutstammzelltransplantation, der sogenannten Graft-versus-Host-Disease (GvHD). Nun wurde der ehemalige Leiter der Allogenen Transplantation der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) für seine außerordentlichen Verdienste in diesem Bereich gewürdigt und mit dem erstmalig verliehenen „Special GvHD Achievement Award“ der Internationalen Akademie für Klinische Hämatologie (IACH) ausgezeichnet.
Eine allogene Stammzelltransplantation verspricht bei vielen Erkrankungen des blutbildenden Systems, wie etwa bei akuten Leukämien oder Lymphomen, die beste Chance auf Heilung. Dabei werden dem Patienten nach einer Hochdosis-Chemotherapie Blutstammzellen eines gesunden Spenders übertragen, damit sich im kranken Körper ein neues Immunsystem entwickeln kann, das gegen die Tumorzellen ankämpft. Wie jede Therapie, ist aber auch diese nicht frei von Risiken. Die größte Komplikation stellt dabei die akute oder chronische Graft-versus-Host-Erkrankung dar. „Unser Bestreben ist es, die Behandlung unserer Patienten stetig zu verbessern, denn eine GvHD kann nach einer Stammzelltransplantation schwerwiegende immunologische Komplikationen hervorrufen. Diese können zu erheblichen akuten und chronischen Beeinträchtigungen und im schlimmsten Fall sogar zum Versterben der Patienten führen“, erklärt Professor Dr. Ernst Holler. Rund 20 bis 30 Prozent der transplantierten Patienten sind von Langzeitfolgen einer akuten oder chronischen GvHD betroffen, und 15 bis 20 Prozent versterben daran. „Die Stammzelltransplantation ist eine große Errungenschaft in der Medizingeschichte, aber die Nebenwirkungen müssen wir noch besser verstehen und behandeln können. Die Auszeichnung ist also auch ein Ansporn, sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen, sondern kontinuierlich weiterzuarbeiten“, führt der ehemalige Leiter der Allogenen Transplantation der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III des UKR weiter aus. Dieser stetige wissenschaftliche Drang zur Verbesserung der Erfolge von Stammzelltransplantationen ist es, der die Internationale Akademie für Klinische Hämatologie überzeugt hat. Die Leistungen von Professor Holler wurden daher mit dem erstmals vergebenen „Special GvHD Achievement Awards“ gewürdigt. Das IACH ist eine weltweite Organisation klinischer Hämatologen, welche sich die Weiterbildung und Qualitätssicherung in der klinischen Hämatologie zum Ziel gesetzt hat. Ein Ziel, das auch Professor Holler zeit seines Berufslebens verfolgte und das ihn auch in seinem Ruhestand nicht loslässt.
„Diese Auszeichnung freut mich für Professor Holler sehr. Er und sein Team haben mit ihren wissenschaftlichen und klinischen Arbeiten Pionierleistungen auf dem Gebiet der Stammzelltransplantation erbracht. Nicht zuletzt durch diesen Einsatz wurde das UKR auf der internationalen wissenschaftlichen Landkarte der Stammzelltransplantation sichtbar. Professor Hollers Arbeiten stärken und unterstützen den von Regensburg aus geleiteten Sonderforschungsbereich TRR221 der Deutschen Forschungsgemeinschaft, in dem wir gemeinsam mit den Universitätsklinika Erlangen und Würzburg die Graft-versus-Host/Graft-versus-Leukämie-Immunreaktionen weiter erforschen und voranbringen“, erkennt Professor Dr. Wolfgang Herr, Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III des Universitätsklinikums Regensburg, die Leistung von Professor Holler an.
Dieser ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass ein GvH-Kompetenzzentrum in Regensburg entstand, um die Erforschung und Weiterentwicklung im Bereich der Stammzelltransplantation voranzutreiben. Das Engagement von Professor Holler machte auch nicht vor Landesgrenzen halt. Da nicht überall in Europa die gleichen medizinischen Voraussetzungen bei der Behandlung von Leukämie herrschen, setzte sich der Mediziner dafür ein, für die Stammzelltransplantation in Rumänien Standards zu etablieren und mit vielfältigem Wissenstransfer dort entsprechende Behandlungsmöglichkeiten aufzubauen. So entwickelte er mit Unterstützung der José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. am Krankenhaus Institut Fundeni in Bukarest ein Stammzelltransplantationsprogramm, das auf Basis der Standards des Universitätsklinikums Regensburg arbeitet.
Wissenschaftliches Engagement auch im Ruhestand
Gerade die Pathophysiologie einer GvHD liegt im Fokus der wissenschaftlichen Arbeit des Mediziners. In über 250 Manuskripten zur Pathophysiologie der Graft-versus-Host-Reaktionen hat Professor Holler unter anderem Erkrankungen am Darmtrakt sowie die Rolle endothelialer (die innerste Zellschicht der Blutgefäße betreffende) Komplikationen untersucht und beschrieben. Seinen Teilruhestand widmet er als Senior-Professor vor allem der Erforschung von Biomarkern zur Früherkennung der GvHD sowie der Rolle des Darmmikrobioms bei dieser Komplikation. Darüber hinaus betreut Professor Holler gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen PD Dr. Daniela Weber und Dr. Elisabeth Meedt Projekte innerhalb des Sonderforschungsbereichs TRR221 sowie des von der TU München geleiteten Forschungsverbunds SFB1371 zum Thema „Mikrobiomsignaturen“, leitet ein deutschlandweites, von der José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. gefördertes Biomarkerprojekt (MAGIC) sowie Projekte zu Darmbiopsien (gefördert von der Wilhelm-Sander-Stiftung). „Die Anerkennung durch die IACH ist eine große Ehre für mich. Allerdings wird hier echte Teamarbeit ausgezeichnet. Deshalb möchte ich mich bei meinem Team und den kooperierenden Gruppen in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III, aber auch in den beteiligten Instituten wie dem Leibnitz-Institut für Immuntherapie sowie der Pathologie und Mikrobiologie bedanken, denn ohne ihren unermüdlichen Einsatz und die gemeinsamen wissenschaftlichen Visionen wäre vieles nicht zu realisieren gewesen“, freut sich Professor Holler.
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Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) ist ein Krankenhaus der höchsten Versorgungsstufe. Es bietet in 31 human- und zahnmedizinische Kliniken, Polikliniken, Instituten und Abteilungen fast das komplette medizinische Fächerspektrum an und verfügt über 839 Betten sowie 52 tagesklinische Behandlungsplätze.
Ausgerichtet ist das Universitätsklinikum Regensburg auf Hochleistungsmedizin mit besonderem Fokus auf Transplantations- und Intensivmedizin sowie onkologische und kardiovaskuläre Erkrankungen. Bei der durchschnittlichen Fallschwere („Case-Mix-Index“) liegt das UKR mit an der Spitze der deutschen Universitätsklinika. Neben der Patientenversorgung ist das UKR gemeinsam mit der Fakultät für Medizin der Universität Regensburg für die Ausbildung von ca. 2.000 Studierenden (Human- und Zahnmedizin) sowie für die medizinische Forschung verantwortlich.
Gemeinsames Ziel aller Mitarbeiter sind die optimale medizinische und pflegerische Versorgung der Patienten sowie ein wertschätzendes Miteinander im Team.