Am 7. April 2020 startete das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) erste Heilversuche bei COVID-19-Patienten mit schweren Krankheitsverläufen. Hierfür wurden Plasmaspender gesucht, die ihre eigene COVID-19-Erkrankung überstanden und schützende Antikörper gebildet hatten.
Die durch SARS-CoV-2 ausgelöste Pandemie führte in Deutschland aufgrund rechtzeitiger strikter Hygiene- und Isolationsmaßnahmen bislang nicht zu einer unkontrollierten Überforderung des Gesundheitssystems. Bei einigen Patienten löst die Infektion mit SARS-CoV-2 jedoch eine schwere lebensbedrohliche Erkrankung aus. Diese betrifft nicht nur die Lunge, sondern oft auch andere Organsysteme wie Leber, Nieren und Gehirn. Inzwischen mehren sich Hinweise, dass das Virus spezifisch auch das Endothel von Blutgefäßen befallen kann. Weiterhin gilt, dass es keine anerkannt wirksame kausale Therapie gibt.
Heilversuche mit Rekonvaleszentenplasma
Am Universitätsklinikum Regensburg werden vor allem schwerstkranke intensivpflichtige Patienten behandelt, die zumeist aus anderen Kliniken der Region zuverlegt werden. Da aus Asien bekannt ist, dass Patienten mit schwerem Krankheitsverlauf eine besonders hohe Sterblichkeit aufweisen, hat sich das UKR frühzeitig mit den Möglichkeiten und der Herstellung von Rekonvaleszentenplasma beschäftigt. Vorausgegangen waren vereinzelte Erfahrungen aus China und Südkorea, nach denen die Gabe von Blutplasma genesener COVID-19-Patienten möglicherweise einen positiven Effekt bei schwer kranken Patienten haben kann. Das Rekonvaleszentenplasma wurde am UKR bisher bei 26 Patienten eingesetzt. Alle Behandlungen erfolgten ausschließlich als so genannter „individueller Heilversuch“ bei Schwerstkranken mit hochkomplexen Krankheitsbildern. Bisher zeigt sich als erster Zwischenstand noch keine durchgreifende Verbesserung des Krankheitsverlaufes. Bei Einzelnen ist ein Rückgang der Virusaktivität zu sehen, was allerdings auch infolge der natürlichen Heilungsvorgänge aufgetreten sein könnte. Um tragfähige Aussagen zur Wirksamkeit des Rekonvaleszentenplasmas treffen zu können, bedarf es somit weiterer Behandlungen und längerer Beobachtungszeiträume.
Bislang keine relevanten Nebenwirkungen zu beobachten
Grundsätzlich steht zu vermuten, dass es sich bei der Gabe von Rekonvaleszentenplasma um einen kausalen Therapieansatz handeln kann, da das Virus durch spezifische Antikörper inaktiviert werden soll. Deshalb besteht durchaus Potential in dieser Therapie, die weiterverfolgt und untersucht werden muss. Wesentlich ist, dass bei den bisherigen Anwendungen keine relevanten Nebenwirkungen zu beobachten waren. Infolge der großen Bereitschaft in der Bevölkerung zu helfen und der damit verbundenen hohen Spenderzahl ist inzwischen eine schnellere Gabe möglich. Denkbar ist, dass eine Verabreichung des Rekonvaleszentenplasmas in der früheren Phase der Erkrankung, in der noch keine körpereigenen Antikörper gebildet werden, eine ungehemmte Ausbreitung des Virus bremsen kann. Dies muss nun mit Hilfe kontrollierter Studien untersucht werden, um damit zuverlässige Aussagen über die Wirksamkeit zu erhalten.
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