Die Poliklinik für Kieferorthopädie beschäftigt sich im Grundlagenbereich (Nasslaborforschung) mit biologisch-molekularer Grundlagenforschung zu verschiedenen Themen, insbesondere zur kieferorthopädischen Zahnbewegung und adhärenten immunologischen Prozessen („Immunorthodontics“) unter Verwendung von In-vitro- (unter anderem PDL-Fibroblasten, Makrophagen, T-Zellen, 2D- und 3D-Kulturen) und Tiermodellen (vorwiegend Mäuse und Ratten) unter Nutzung aktueller molekularbiologischer (u.a. Knockout-/transgene Tiere, Transfektion und Gen-Silencing/Überexpression, ELISA, RT-qPCR, FACS, Immunofluoreszenz, Atomabsorptionsspektrometrie) und (immun)histologischer Techniken und Verfahren sowie moderner dreidimensionaler Bildgebung (DVT, mikroCT, Kleintier-MRT) und Analyse von Bilddaten / Bioinformatik.
Im Vordergrund stehen unter anderem die Erforschung der Mechanotransduktion, d.h. der Umwandlung kieferorthopädisch applizierter Kräfte in einen biologisch-immunologischen Response im Zahnhalteapparat, der die Zahnbewegung ermöglicht; interdisziplinäre medizinische Forschung, u.a. zu Wechselwirkungen von parodontalen Entzündungsprozessen, hypoxischen Zuständen und der kieferorthopädischen Zahnbewegung, aber auch Auswirkungen von endogenen und exogenen Einflussfaktoren wie systemische Erkrankungen, Arzneimitteln, Hormonen, Noxen und nicht zuletzt der Ernährung. Darüber hinaus besteht ein Fokus auf biologisch-molekularer Grundlagenforschung zur Osteoarthrose des Kiefergelenkes sowie zu hormonellen Einflüssen auf das kraniofaziale Wachstum und die Entstehung von Malokklusionen.
Die genetische Forschung an der Poliklinik für Kieferorthopädie umfasst Forschung zur kraniofazialen und zahnärztlichen Genetik mittels Genotyp(Speichelproben)-Phänotyp(klinisch-radiologische Patientendaten)-Analysen, insbesondere zum Einfluss von Single Nucleotide Polymorphisms (SNPs) auf das Schädelwachstum (u.a. das Auftreten von Malokklusionen), die Zahnentwicklung (u.a. das Auftreten von Zahnnichtanlagen), die kieferorthopädische Zahnbewegung und Nebenwirkungen einer kieferorthopädischen Therapie wie Zahnwurzelresorptionen.
Die klinisch-epidemiologische Forschung an der Poliklinik für Kieferorthopädie beschäftigt sich mit zahlreichen verschiedenen Thematiken von kieferorthopädischer und interdisziplinärer Relevanz unter Nutzung moderner dreidimensionaler und zweidimensionaler radiologischer und visueller Bildgebung (Intraoralscanner, Modellscanner, Fernröntgenseitenbild, digitale Volumentomografie) und Analyse von Bilddaten / Bioinformatik sowie digitalen Arbeitsprozessen (CAD-CAM) unter Nutzung moderner und in eigenen Studien validierter 3D-Scan- und Druckverfahren.
Ein Schwerpunkt liegt in der personalisierten kieferorthopädischen Diagnostik und Therapie (personalized orthodontics).
Weitere Forschungsgebiete umfassen unter anderem die Erforschung des medizinischen Nutzens kieferorthopädischer Behandlungen anhand epidemiologischer Korrelationsstudien und Kohortenstudien sowie der Effektivität von Fluoridlacken im Rahmen der Bracketumfeldversiegelung zur Kariesprävention und den Auswirkungen einer forcierten Gaumennahterweiterung auf den parodontal-gingivalen Gebisszustand im Rahmen von randomisiert-kontrollierten klinischen Studien.
Die Material- und Werkstoffforschung an der Poliklinik für Kieferorthopädie umfasst Studien zur Scherhaftfestigkeit kieferorthopädischer Brackets und Retainer auf der Oberfläche des Zahnschmelzes oder künstlichen prothetischen Restaurationen (Zirconia, Silikatkeramik) in Abhängigkeit verschiedener Parameter wie der Schmelzkrümmung, der Schmelzkonditionierung, des Bracket- und Bondingmaterials, ionisierender Strahlung oder der Befestigungstechnik.