Etwa ein Drittel des Lebens verbringt der Mensch im Schlaf; für die meisten Menschen ist schlafen etwas so Gewöhnliches, dass man sich darüber nicht viele Gedanken macht. Das ist oft erst dann der Fall, wenn Schlafstörungen auftreten, z.B. wenn wir nicht einschlafen oder nicht durchschlafen können; wenn wir müde sind durch zu wenig Schlaf oder weil der Schlaf nicht die nötige Qualität hat.
Schlafzyklus
Ein gesunder Schlaf läuft in mehreren, in typischer Weise aufeinander folgenden Phasen ab (s. Schlafarchitektur). Nach dem dem Einschlafen ein "Hinabsinken" in einen tiefen Schlaf (Schlafstadium S3 und S4) erreicht, welches von einem kurzen Erwachen und von einer kurzen Traumphase (REM-Schlaf) abgelöst wird. Dieser typische Schlafablauf wird Schlafzyklus genannt und beträgt ca. 90 Minuten. Im Laufe der Nacht nimmt die Tiefe des Schlafes ab und werden die REM-Phasen länger.
Der gesunde Schläfer wacht übrigens mehrmals kurz auf (z.B. während eines Körperlagewechsels), kann sich jedoch, da diese Wachzeiten kurz sind, in der Regel nicht daran erinnern (während eine längere Wachzeit, z.B. ein Gang zur Toilette, meist erinnert wird).
Der Tiefschlaf
Die moderne Schlafforschung hat uns gezeigt, dass bestimmte Anteile des Schlafes besonders wichtig sind, damit er seine erholsame Wirkung entfalten kann. Diese Schlafbestandteile sind aber nicht zu jeder Tageszeit in gleichem Maße vorhanden und sie zeigen sich im Schlafablauf erst dann, wenn eine gewisse Zeit wirklich ungestört geschlummert wird. Dabei handelt es sich um den "Tiefschlaf", der sich anhand eines bestimmten EEG-Musters erkennen lässt, und in einer gewissen Länge vorhanden sein muss, um sich "ausgeschlafen" zu fühlen. Es gibt Patienten, die durch oftmaliges kurzes Aufwachen in der Nacht gar nicht mehr zu diesem Tiefschlaf finden.
Der REM-Schlaf
Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der "Traum"-Schlaf, der vor allem in den letzten Stunden des Schlafes auftritt. Während im Tiefschlaf viele Körper- und Gehinrfunktionen auf Ruhe "geschalten" sind, ist im REM-Schlaf eine vermehrte Aktivität messbar; z.B. ist die Aktivität von Herzschlag und Blutdruck phasenweise erhöht, das die seelische Erregung der erlebten Träume widerspiegelt. Glücklicherweise hindert uns eine vor allem im Traumschlaf ausgeprägte Erschlaffung von vielen Teilen der Muskulatur daran, das Geträumte auch motorisch auszuleben. Die im "Traumschlaf" vorhandene vermehrte Gehrinaktivität ist für das Lernen und die Gedächtnisfunktionen wichtig. Im REM-Schlaf wird jede Nacht intensiv geträumt, auch wenn man sich morgens i.d.R. nicht an die Trauminhalte erinnern kann.
Die anderen Schlafphasen und somit der Rest des Schlafes sind zwar nicht unwichtig, aber für die erquickende Funktion des Schlafes, die uns wieder "Power" für den Tag gibt, brauchen wir gerade den Tief- und REM-Schlaf. Leider sind diese Phase auch die anfälligsten Schlafbestandteile. Ein "zuviel" an Schlaf kann aber auch - wie sicher jeder schon einmal erlebt hat - widerum zu Müdigkeit führen.
Auf äußere Einflüsse achten
Dass Schlaf vor allem dann erholsam ist, wenn er regelmäßig und zu bestimmter Zeit abläuft, ist allgemein bekannt. Die "äußeren Bedingungen" müssen stimmen: Jeder kann sich denken, dass z.B. der Schlaf des Nacht-Schichtarbeiters tagsüber nicht so erholsam ist wie der Schlaf bei Nacht. Lärm, Licht, unbequeme Betten, aber auch Nervosität und Unruhe können die Qualität des Schlafes beeinträchtigen.
Auswirkungen von Schlafmangel
Während vorübergehender Schlafmangel vom gesunden Körper in der Regel schnell wieder "aufgeholt" wird, führt anhaltender Schlafmangel (oder eine anhaltende mangelnde Schlafqualität) zu zunehmender körperlicher Erschöpfung mit manigfaltigen Symptomen: Neben einer vermehrten Müdigkeit mit Einschlafneigung (und Unfallgefahr!), Konzentrations- und Gedächtnisstörungen können viele Beschwerden entstehen, die auf den ersten Blick gar nicht mit dem Schlaf in Verbindung gebracht werden: So leiden viele Patienten mit chronischem Schlafmangel an Kopfschmerzen, depressiver Verstimmung oder auch sexuellen Antriebsstörungen.
Exkurs: Geschichte des gesunden Schlafs
Der Schlaf - mit seiner Macht, die er täglich über uns hat, mit den Träumen, die uns in ungeahnte Tiefen unserer Seele führen - war seit Jahrtausenden geheimnisvoll, sagenumwoben und auch manchmal unheimlich. In der griechischen Mythologie ist z.B. der Gott des Schlafes (Hypnos) der Bruder des Totengottes Thanatos.
Bereits Aristoteles (384-322 v. Chr.) erkannte, dass Schlaf dazu nötig ist, den Organsimus tagsüber funktionieren zu lassen. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts herrschte jedoch die allgemein verbreitete Ansicht, dass der Schlaf ein rein passiver Vorgang sei - und das Gehirn sozusagen "ausschaltet". Erst als Aufzeichnungen der Hirnstromkurven (EEG) möglich wurden (durch den deutschen Arzt Berger 1929), erkannte man die Aktivität des Gehirns im Wachzustand. Die bekannten Traumdeutungen Sigmund Freuds ließen Anfang des 20. Jahrhunderts den Schlaf ebenfalls neu im Lichte eines "produktiven" Zustands erscheinen.
Durch die Möglichkeit der EEG-Ableitung entstand die moderne Schlafforschung. Es wurden unter anderem "schnelle Augenbewegungen" ("rapid eye movements", REM) unter den im Schlaf geschlossenen Augenlidern sowie ein regelhaft wiederkehrender, sog. zyklischer Ablauf von Schlafphasen entdeckt. Im Körper aktiv hervorgerufene, wechselnde Abschnitte unterschiedlicher "Gehirnaktivitäten" bilden eine Spannne von leichtem bis zu sehr tiefem Schlaf und lassen uns im so genannten REM-Schlaf intensiv träumen.
Exkurs: Schlafarchitektur
Die Schlafmedizin weiß heute, dass eine bestimmte, ungestörte Abfolge dieser unterschiedlichen Schlafphasen, eine sog. normale "Schlafarchitektur", nötig ist, damit der Schlaf eine körperliche und geistige Regeneration bewirkt. Fehlen Tief- oder Traumschlaf, kann auch ein langer Schlaf weitgehend ohne spürbare Erholung sein.
Im Schlaf läuft also ein Zusammenspiel von zyklisch aufeinander folgenden Hirnstrommustern ab. Der Schlaf-Wach-Rhythmus selbst wird von einer inneren Uhr reguliert - und nicht nur die Zyklen innerhalb des Schlafes, sondern der Schlaf selbst ist in gleichmäßiger Abfolge eingebettet in vielfältige innere Rhythmen des Körpers, wie z.B. Änderung der Körpertemperatur im Verlauf des Tages oder die Ausschüttung von Hormonen.
Gesteuert durch äußere Einflüsse, vor allem durch den Wechsel von Tag und Nacht, wird die "innere Uhr" ständig neu gestellt. Auch innerhalb der täglichen Wachzeit gibt es Schwankungen der Leistungsfähigkeit - mit einem Tief typischerweise am Nachmittag. Diese Zeit wird von Kindern oder älteren Menschen gerne für eine Nickerchen genutzt, aber auch in der arbeitenden Bevölkerung wird zum Teil ein kurzes "power-napping" (bis hinein in die Management-Etagen) gepflegt (und diskutiert) - und lässt übrigens oftmals nachweisbar die Leistungsfähigkeit für den Rest des Tages steigen.