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Lungenkrebszentrum

Gesundheitstipp "Feinstaub in aller Munde"

In Zusammenarbeit mit dem Radiosender Radio Charivari gibt das UKR praktische Tipps rund um die Gesundheit.

Unsere Luft geht uns alle an. Deswegen widmet der Radio Charivari GesundheitsTipp „FIT FOR LIFE“ eine ganze Sendung dem Thema Feinstaub.

Wo sind wir eigentlich überall mit Feinstaub konfrontiert? Stuttgart hatte beispielsweise am 15. April 2016 den Feinstaub-Grenzwert schon an 31 Tagen überschritten. Erlaubt sind 35 Tage pro Jahr. Dabei stehen uns die heißen Tage erst noch bevor, in denen sich vor allem in Städten Sommersmog entwickeln kann. Doch auch daheim oder im Büro verstecken sich Feinstaubquellen. Professor Dr. Christian Schulz, Experte für Pneumologie und Sprecher des Lungenkrebszentrums des UKR, beantwortet die wichtigsten Fragen und gibt praktische Tipps, wie man seine persönliche Feinstaubbelastung verringern kann.

Hier gibt's die wichtigsten Informationen zum Rein- und Nachlesen:

    • Was ist eigentlich Feinstaub?
      Feinstaub ist ein Teil des Schwebstaubs. Er besteht aus einem komplexen Gemisch fester und flüssiger Partikel und wird abhängig von deren Größe in unterschiedliche Fraktionen eingeteilt. Unterschieden werden PM10 (PM, particulate matter) mit einem maximalen Durchmesser von 10 Mikrometer (µm), PM2,5 und ultrafeine Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 0,1 µm.
       
    • Was bewirkt Feinstaub im Körper?
      PM10 kann beim Menschen in die Nasenhöhle, PM2,5 bis in die Atemwege und Lungenbläschen eindringen, ultrafeine Partikel (Durchmesser 0.1 µm) bis in das Lungengewebe und sogar in den Blutkreislauf. Je nach Größe und  Eindringtiefe der Teilchen sind die gesundheitlichen Wirkungen von Feinstaub verschieden. Sie reichen von Schleimhautreizungen und lokalen Entzündungen in der Luftröhre und den Bronchien oder den Lungenalveolen bis hin zu verstärkter Plaquebildung in den Blutgefäßen, einer erhöhten Thromboseneigung oder Veränderungen der Regulierungsfunktion des vegetativen Nervensystems.
      Bei kleinen Kindern kann Feinstaub eine langsamere Lungenreifung verursachen, Feinstaub-exponierte Kinder haben kleinere Lungen. Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma und/oder chronischer Bronchitis verspüren eine Zunahme der krankheitsspezifischen Symptome im Sinne von Husten, Auswurf und Enge im Brustkorb. Chronische Feinstaubexposition beinhaltet ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, führt zu einem Verlust kognitiver Funktion und Verstärkung depressiver Stimmungen. Darüber hinaus steigt das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken.
       
    • Wo verstecken sich überall Feinstaubquellen?
      Natürliche Quellen für Feinstaubbelastung sind Saharastaub, Partikelneubildungen aus Vorläufern in der Atmosphäre, Kleinstlebewesen und Teile von ihnen, Pollen, die Erosion von Gesteinen (hauptsächlich durch Wasser, Wind und Temperaturunterschiede), Waldbrände, Vulkanausbrüche oder Seesalz durch Gischt.
      Die führenden Komponenten der Feinstaubbelastung sind jedoch industriellen Ursprungs und stammen insbesondere aus Abgasen der Otto- und Diesel-Motoren, Abrieb von Fahrzeugkatalysatoren, Antriebssystemen, Bremssystemen, Reifen/Reifenabrieb, Straßenbelag und Straßenoberflächen, Aufwirbelung von Straßenstaub, Luftverkehr und Schiffsverkehr, Schienenverkehr, Heizungen sowie Elektrizitäts- und Fernheizwerken.
      Aber auch innerhalb von Räumlichkeiten können relevante Feinstaubbelastungen vorhanden sein, welche hervorgerufen werden durch Gas-Brenner, Öl-Brenner, Holzheizungen, Räucherwerk (vor allem Räucherstäbchen und Räucherkerzchen aus Privathaushalten und anderes Räucherwerk aus liturgischen Verbrauchern), Silvester-Böller, Kerzen, Öllampen und andere Leuchtmittel mit Abbrand, Laserdrucker und Zigarettenrauch.
    • Wie kann ich Feinstaub entgehen? Welche Präventionsmöglichkeiten gibt es generell?
      Um die Emission von gefährlichem Feinstaub gering zu halten, sollten Privatpersonen beim Heizen mit Holz nur ganz trockenes Holz verwenden, das mindestens ein bis zwei Jahre trocken gelagert wurde. Außerdem müssen die Anlagen regelmäßig gewartet werden. Eine umweltschonendere Alternative zu Holzscheiten sind Holzpellets.
      Weitere Möglichkeiten: Luftfilter für Drucker (ggf. Tintenstrahldrucker), Teppichböden, keine Räucherstäbchen, keine Kerzen, striktes Rauchverbot, gut Lüften, Feinstaubmasken, Luftreinhalte- und Aktionspläne.
       
    • Welche Erkrankungen kann Feinstaub auslösen?
      Eine Feinstaubbelastung kann zu folgenden Krankheiten führen: Reizungen der unteren und oberen Atemwege, Asthma, COPD, Lungenkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Schlaganfall, Thrombosen, Verschlechterung der Hirnleistung.
       
    • Auf welche Symptome muss ich achten?
      Die Symptome können sehr unspezifisch sein und sind häufig verbunden mit den typischen Beschwerden bereits vorbestehender chronischer Erkrankungen. Für die Lunge und die Atemwege kann dies bedeuten, dass vermehrt Husten und Auswurf auftreten, ein „Brennen“ der Lunge wahrgenommen und eine reduzierte Belastbarkeit bemerkt wird. 
       
    • In Japan gibt es sogenannte Sauerstofftankstellen. Wäre das auch für uns eine Idee?
      Netter Gedanke aber hinsichtlich der Vermeidung einer Feinstaubbelastung oder zum Schutz vor Feinstaubbelastung sicherlich wenig hilfreich.
    • Reagiert jeder Mensch gleich auf Feinstaub? Welche Unterschiede gibt es? Wer ist besonders gefährdet? Ab wann wird die Belastung zur behandlungswürdigen Erkrankung?
      Nicht jeder Mensch reagiert gleich auf Feinstaubbelastung. Besonders gefährdet sind Patienten mit vorbestehenden chronischen internistischen und/oder neurologischen Erkrankungen sowie Kinder und ältere Mitmenschen.
       
    • Kann eine Feinstaubbelastung überhaupt diagnostiziert werden? Und wenn ja, wie?
      Feinstaubbelastungen können in Eigenregie mittels SMART-Phone gemessen werden, indem ein Polarisationsfilter vor die Kamera gesetzt und die Auswertung über eine Feintstaub-App vorgenommen wird. Darüber hinaus kommen Lasermessungen, Partikelmessungen und unterschiedliche optische Verfahren zum Einsatz.
       
    • Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
      Die beste Therapie stellt immer noch die Prävention dar. Das bedeutet, dass die Feinstaubexposition so gering wie möglich gehalten werden sollte.