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Prostatakarzinom: PSMA-Therapie am UKR

Nuklearmedizin

Prostatakarzinom: PSMA-Therapie

Ein kastrationsresistentes Prostatakarzinom (CRPC – Castration-Resistant Prostate Cancer) ist eine Form von fortgeschrittenem Prostatakrebs, die trotz einer Hormonentzugstherapie (Androgendeprivationstherapie, ADT) weiter wächst.

Üblicherweise wird Prostatakrebs mit einer Hormontherapie behandelt, die das männliche Hormon Testosteron unterdrückt, da dieses das Krebswachstum fördert. Beim kastrationsresistenten Prostatakarzinom hat der Tumor jedoch Mechanismen entwickelt, um auch bei sehr niedrigen Testosteronwerten weiterzuwachsen.

Radionuklidtherapie

Wenn das Karzinom trotz leitliniengerechter medikamentöser Therapie (Hormontherapie, Chemotherapie) fortschreitet, steht als Behandlungsoption die Therapie mit radioaktiven Lutetium-177-markierten PSMA-Liganden (z.B. PLUVICTO) zur Verfügung, eine sogenannte Radionuklidtherapie. Therapieziel ist, die Tumorlast zu verkleinern bzw. im Wachstum zu stoppen und damit das Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern.

Eine Heilung ist durch diese momentan noch als experimentell eingestufte Behandlung nicht zu versprechen. Nachdem diese Behandlungsform aber in großen Studien (TheraP, VISION) einige Vorteile gegenüber bisherigen Therapieansätzen zeigte, erfolgte im März 2022 in den USA und im Dezember 2022 in der EU die Zulassung des ersten Präparates dieser Substanzgruppe (Lu-177-PSMA-617 - PLUVICTO).

Antragstellung

Die für diese Behandlung erforderlichen Lu-177-markierten PSMA-Liganden sind auch in Deutschland bereits arzneimittelrechtlich zugelassen und kommerziell verfügbar. Die Therapie muss jedoch noch teilweise bei Ihrer Krankenkasse vor dem Behandlungsbeginn gesondert beantragt werden. Die Antragstellung erfolgt nach Ihrer schriftlichen Einverständnis über unsere Abteilung. Nach Erhalt der Zusage Ihrer Krankenkasse werden Sie von unseren Ärzten über den weiteren Verlauf und Planung telefonisch informiert.

Die Behandlung ist in Deutschland eine reguläre Kassenleistung und erfolgt stationär. Für die Therapie ist ein etwa viertägiger Aufenthalt auf unserer speziellen Strahlenschutzstation erforderlich.

    • Die Behandlung wird bereits am Aufnahmetag durchgeführt. Die mit Lu-177-markierten PSMA-Liganden werden dabei über eine Infusion verabreicht. Die Substanz bindet an spezielle Membraneiweiße (Prostata-spezifisches Membran-Antigen, PSMA) auf der Tumorzelle und erreicht dadurch vor Ort die gewünschte Bestrahlung.
    • Die Verteilung der radioaktiven Substanz wird mittels einer Gammakamera abgebildet. Damit können wir einerseits die Anreicherung in den Tumorherden dokumentieren, andererseits die Dosis von Organen wie Knochenmark und Nieren kontrollieren, um bei wiederholten Therapiezyklen gegebenenfalls die Dosierung anzupassen und Organschäden zu vermeiden.
    • Die Therapiewirkung basiert auf einer speziellen Entzündungsreaktion, die die Betastrahlungskomponente des Lutetium-177 bewirkt. Die Wirkung entfaltet sich kontinuierlich über mehrere Wochen. Üblicherweise erfolgt die Therapie in bis zu sechs Zyklen im Abstand von jeweils zwei Monaten.
    • Der Teil des radioaktiven Medikamentes, der sich nicht in Prostatakrebszellen oder an sonstigen Stellen im Körper angereichert hat, wird über Urin und Stuhl ausgeschieden, der Großteil in den ersten Tagen. Daher ist Ihr Aufenthalt auf unserer Strahlenschutzstation erforderlich, die über eine spezielle Abwasserrückhalteanlage verfügt. Besuch ist auf dieser Station nicht zulässig.
  • Um zu prüfen, ob die Therapie mit Lu-177-markierten PSMA-Liganden bei Ihnen durchführbar ist, benötigen wir das vollständig ausgefüllte Anmeldeformular.

    Zudem ist ein aktueller uro(onko)logischer Arztbrief mit vollständiger Tumoranamnese nötig. Dazu gehören:

    • Diagnose
    • bereits erfolgte Therapien / Ansprechen 
    • PSA-Verlauf

    Zudem sollte Ihr Fall in einer uroonkologischen Tumorkonferenz vorgestellt worden sein und sich das Experten-Board positiv für diese Therapieform ausgesprochen haben. 

    Sobald Sie uns Ihr ausgefülltes Anmeldeformular, aktuelle Befunde und Arztbriefe zugesandt haben, nehmen wir zügig Kontakt zu Ihnen auf, um das Aufklärungsgespräch zu planen. In vielen Fällen ist zuvor zusätzlich die Durchführung einer PSMA-PET/CT erforderlich.

    Bei der Vorstellung in unserer Ambulanzsprechstunde führen wir ein ausführliches Aufklärungsgespräch mit Ihnen. Wir informieren Sie über die Durchführung der Maßnahme, typische Risiken und mögliche Komplikationen. Oft ist zudem eine Blutentnahme für Laborbestimmungen nötig. Für manche Patienten vereinbaren wir eine ergänzende Nierenuntersuchung (MAG3) zum Ausschluss relevanter Harnabflussstörungen.

    Etwa eine Woche vor der stationären Aufnahme setzt sich unser Pflegepersonal mit Ihnen telefonisch in Verbindung und bespricht mit Ihnen Fragen zum Ablauf Ihres Aufenthaltes auf unserer Spezialstation.

  • Prinzipiell ist die Therapie mit radioaktiven Lutetium-177-markierten PSMA-Liganden ein nebenwirkungsarmes und gut verträgliches Therapieverfahren, besonders im Vergleich zu anderen Krebstherapien beim Prostatakarzinom. Mögliche Risiken und typische Komplikationen werden Ihnen vorab in einem Aufklärungsgespräch erklärt.

    Die häufigsten Nebenwirkungen kann man gut mit dem Entzündungsprozess erklären, den die Betastrahlung auslöst.

    In seltenen Fällen kann es unter anderem zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

    • Blutbildveränderungen
    • Nierenfunktionseinschränkungen
    • Mund- und Augentrockenheit
    • Übelkeit und Erbrechen

     Bei gewissenhafter Vorbereitung und Dosierung lassen sich die Nebenwirkungen in der Regel sehr gut kontrollieren.

    • Prostatakarzinome betreffen viele Männer und die urologische Versorgung setzt spezielle Kenntnisse voraus.
    • Wir bieten besondere nuklearmedizinische Untersuchungs- und Behandlungsverfahren an, die im weiten Umkreis nur in unserer Abteilung durchgeführt werden können.
    • Wir kooperieren dabei im großen Einzugsbereich des Comprehensive Cancer Center Ostbayern (CCCO) mit allen auf Prostatakarzinome spezialisierten Fachpraxen und Kliniken, die sich mit um die Nachsorge kümmern.
    • Dabei sind wir eingebunden in das uroonkologische Tumorzentrum der Regensburger Universitätsmedizin, auch als Partnerinstitution der uroonkologischen Ambulanten Spezialfachärztlichen Versorgung (ASV).