Narkose bei der THS? - das Regensburger Konzept
Für eine optimale Placierung der Stimulationssonden hat es sich bewährt, den Patienten während der Operation auf Veränderungen der Symptome zu testen, wozu er allerdings wach sein muss. Um nun Schmerz, Stress und Belastungen durch die Operationssituation, das längere ruhige Liegen, das Anlegen der Bohrlöcher, etc. für den Patienten ertragbar zu machen, sind für diese Operation eine Reihe anästhesiologischer Techniken in Anwendung: Lokalanästhesie oder gezielte Nervenblockaden, zeitweise Narkose oder Analgosedierung (d.h. die Gabe von Schmerz- und Schlafmitteln) mit oder ohne zeitweiliger Intubation zur künstlichen Beatmung. Allerdings können Narkoseüberhang oder Analgosedierung Atmung und Kreislauf beeinträchtigen, sowie ein unruhiges Aufwachen die Fixierung im stereotaktischen Rahmen. Vor allem aber können die verwendeten zentralwirksamen Medikamente die Kooperation des Patienten bei der Teststimulation, die Qualität der Mikroelektrodenableitungen und die Erkennung von unerwünschten Stimulationseffekten stören. Daher muss es für ein optimales Therapieergebnis das Ziel sein, nur soviel Medikamente wie nötig einzusetzen und den Patienten möglichst unbeeinträchtigt zu testen.
Das Regensburger Konzept sieht vor auf den Einsatz von Opioiden und Sedativa weitgehend oder ganz zu verzichten und die Wachoperation unter Regionalanästhesie und „Therapeutischer Kommunikation“ durchzuführen. Der Patient kann gleichzeitig sicher sein, dass bei Bedarf für ihn jederzeit das gesamte Spektrum anästhesiologischer Leistungen, von Schmerzmittelgabe über Sedierung bis hin zur Narkose mit künstlicher Beatmung, bereitsteht.
Zur Ausschaltung des Operationsschmerzes werden die Nerven, die das Gefühl vom Kopf weiterleiten (Nn. supraorbitalis, supratrochlearis, auriculotemporalis, occipitalis major und occipitalis minor) vor Anlage des Stereotaxierings beidseits durch craniale Leitungsanästhesie mit einem langwirksamen Lokalanästhetikum blockiert, was eine Schmerzfreiheit für ca. 10 Stunden gewährleistet.
Die Therapeutische Kommunikation basiert auf der Vermeidung von Negativsuggestionen und einer kommunikationsbasierten Patientenbegleitung und -führung durch den Anästhesisten. Dabei wird genutzt, dass ein Patient in derartigen Situationen, wie auch im Zahnarztstuhl oder bei einem Unfall, in einen natürlichen Trancezustand geht, der durch eine erhöhte Aufnahmebereitschaft für Suggestionen gekennzeichnet ist. Zudem werden die patienteneigenen Ressourcen für Angst- und Stressbewältigung aktiviert. Dem Patienten wird ein Rückzug an einen Wohlfühlort („safe place“), wie z.B. Garten, Bergwanderung, Südseestrand, und eine Umbewertung („reframing“) der Bohrgeräusche (z.B. als Motorrad, Rasenmäher, Hubschrauber) angeboten, sowie verbal und non-verbal Begleitung versichert.
Die so operierten Patienten sind kreislaufstabiler und zufriedener als die zeitweise analgosedierten Patienten (Hansen et al., Poster DGN 2009). Sie sagen, diese Operation sei auf diese Weise gut zu ertragen.