Das von der Deutschen Carreras Stiftung geförderte GVH-Kompetenz-Zentrum Regensburg widmet sich primär der Betreuung von Patienten mit einer Graft-versus-Host-Krankheit. Parallel erfolgt die wissenschaftliche und klinische Erforschung der Graft-versus-Host (GVH) - Reaktion. Dabei steht sowohl der negative Aspekt der GVH-Reaktion (Graft-versus-Host-Erkrankung (GVHD)) als auch der positive Aspekt in Form des Graft-versus-Leukämie-Effekts im Fokus des klinischen und wissenschaftlichen Interesses.
Als akute GVHD wird die akute Reaktion von Immunzellen (hauptsächlich T-Lymphozyten) des Spenders gegen Gewebe des Patienten bezeichnet. Diese tritt in der Regel 14 Tage bis 6 Monate nach Transplantation auf und kann sich an der Haut (Hautexanthem, Darm (Übelkeit, Erbrechen, wässrige Durchfälle)) und der Leber (Cholestase) manifestieren.
Als chronische GVHD wird die chronische Reaktion des Spender-Immunsystems gegen Gewebe des Patienten bezeichnet. Diese tritt in der Regel 3 Monate bis 2 Jahre nach Transplantation auf, aber auch ein früherer Beginn (minimal ein Monat nach Transplantation) ist möglich. Die chronische GVHD wird durch T- und B-Lymphozyten des Spenders verursacht, welche gegen Oberflächeneiweiße des Spenders keine Toleranz aufweisen.
Die chronische GVHD befällt häufig die Haut, die Mundschleimhaut, die Tränendrüsen, sowie Leber und Fascien. Weitere Befallsorgane sind die Lunge und der Darm. Genitale Veränderungen sind insbesondere bei Frauen relativ häufig und in den meisten Fällen mit einer chronischen GVHD der Mundschleimhaut assoziiert. Darüber hinaus kann die chronische GVHD praktisch jede Autoimmunerkrankung imitieren. So wurden beispielsweise Fälle eines Befalls peripherer Nerven oder Autoimmunthrombozytopenien in Assoziation mit einer chronischen GVHD beobachtet.
Auf Grund der Vielzahl der betroffenen Organe ist eine interdisziplinäre Behandlung der betroffenen Patienten nötig. Um Patienten mit einer Graft-versus-Host-Erkrankung kompetent behandeln zu können, wurde deshalb am Universitätsklinikum Regensburg ein Team aus Vertretern verschiedener Fachdisziplinen aufgebaut, wobei diese auch in gemeinsame wissenschaftliche Projekte zur GVHD eingebunden sind. Dieses interdisziplinäre Team hat zum Ziel, Patienten mit einer Graft-versus-Host-Erkrankung interdisziplinär zu behandeln und gleichzeitig wichtige Aspekte dieser Erkrankung wissenschaftlich zu untersuchen, um in der Zukunft bessere Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Das GVH-Kompetenz-Zentrum betreut unter der Leitung von Prof. Dr. Daniel Wolff Patienten, welche am Universitätsklinikum Regensburg eine allogene Blutstammzelltransplantation erhalten haben. Zusätzlich werden auch Patienten von anderen Zentren, welche sich zur Zweitmeinung an unseren Zentrum vorstellen, bei uns betreut. Ziel ist es dabei, einen individuell auf den Patienten angepassten Plan für die weitere Behandlung zu erstellen.