Ich suche nach...

Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II
Kardiologie, Pneumologie, Internistische Intensivmedizin

Innere Medizin II - Kardiologie, Pneumologie, Internistische Intensivmedizin

Interventionelle Nierenarteriendenervation

Behandlungsmethode bei Patienten mit schwer einstellbarem Bluthochdruck

Sie leiden an einem schwer einstellbaren Bluthochdruck und haben Interesse an der Durchführung einer interventionellen renalen Sympathikus-Denervation? Die vorliegende Patienteninformation soll Ihnen den Hintergrund, die Details zum Eingriff, den zu erwartenden Erfolg und die Erfolgsraten sowie die möglichen Risiken und Komplikationen erläutern. Bei Fragen stehen wir selbstverständlich für weitere Auskünfte zur Verfügung.

  • Die arterielle Hypertonie (Bluthochdruck) mit ihren Folgeerkrankungen stellt eines der größten gesundheitspolitischen Probleme unserer Gesellschaft dar. Während bei lediglich 10% der Hypertoniepatienten eine kausale Ursache für den Hochdruck ge­funden werden kann, besteht bei 90% der Patienten eine primäre, essenziel­le Hypertonie multifaktorieller Genese, deren wesentliche ätiologische Einfluss­faktoren unbekannt sind. Eine kausale Therapie existiert für Patienten mit es­senzieller Hypertonie nicht. Auch unter einer antihypertensiven Mehrfachthe­rapie und mehrjähriger Therapiedau­er lässt sich bei bis zu einem Drittel der Hypertoniepatienten keine leitlinien­gerechte Blutdruckeinstellung erzie­len . Diese Patienten werden als the­rapierefraktäre Hypertoniker bezeich­net. Eine solche therapierefraktäre Hypertonie mit anhaltend hohen Blutdruckwerten trotz antihypertensiven Vielfach-Kombinationen setzt die Patienten einem hohen Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko aus. Darüberhinaus können Medikamenten-Nebenwirkungen mit zunehmender Anzahl von Medikamenten häufiger in Erscheinung treten.

    Die Ursachen einer therapierefraktären Hypertonie sind multifaktoriell bedingt. In den meisten Fällen lässt sich keine organische Ursache, wie zum Beispiel eine Hormonstörung durch Nebennierentumore, Überfunktionen der Schilddrüse, Nierenarterienstenosen, etc., feststellen.

    Inzwischen ist jedoch bekannt, dass der Bluthochdruck durch eine Überaktivität des Stressnervensystems (Sympathikus) bedingt sein kann. Die sympathischen Nierennervenfasern legen sich netzartig um die Nierengefäße und verbinden das Rückenmark bzw. das Gehirn mit der Niere.

    Die Regulation dieses Nervensystems ist bei Patienten mit Bluthochdruck häufig gestört und die Niere schüttet vermehrt Stresshormone aus, die bei bestimmten Patienten einer medikamentösen Blutdruckregulation entgegenwirken. An diesem Punkt setzt ein neues Therapieverfahren - die interventionelle Sympathikusdenervation – an, das erfolgreich auch am Universitätsklinikum Regensburg angewendet wird. Hierbei werden die Stressnerven der Nieren durch Verödung ausgeschaltet, wodurch nach und nach der Blutdruck sinkt.

  • Wie bei einer Herzkatheteruntersuchung wird über einen Zugang in der Leiste ein Ablationskatheter in die Nierenarterie eingebracht. Dieser relativ dünne Katheter hat an der Spitze eine Elektrode über die ein hochfrequenter Strom abgegeben werden kann. Der Katheter wird an verschiedenen Punkten in spiralförmiger Anordnung an der Gefäßwand platziert. Der für jeweils zwei Minuten abgegebene Strom (maximal 8 Watt) erhitzt das Nierengefäß auf ca. 60 Grad Celsius auf der Außenseite, während es von innen durch den hohen Blutfluss und eine Kochsalzlösung gekühlt wird. Hierdurch werden die in der Adventitia an der Außenseite des Nierengefäßes verlaufenden Nervenfasern verödet und die Niere somit vom Stressnervensystem entkoppelt.

    Die Prozedur wird an beiden Nierenarterien an jeweils vier bis sechs Ablationspunkten durchgeführt und dauert insgesamt etwa 45-60 Minuten. Während der Prozedur erhält der Patient eine örtliche Betäubung im Bereich der Leiste und ein Beruhigungsmittel; der Patient ist während der Prozedur daher schläfrig. Da die zu verödenden Stressnervenfasern von Schmerzfasern begleitet werden, können während der Stromabgabe Schmerzen auftreten. Der Patient erhält daher zusätzlich ein Schmerzmittel über die Vene. Bereits ein bis zwei Tage nach dem Eingriff kann der Patient das Krankenhaus verlassen. Im Anschluss an den Eingriff erfolgt die regelmäßige Nachuntersuchung der Patienten, in der Regel alle drei Monate im ersten Jahr nach dem Eingriff.

  • Die renale Sympathikusdenervation wird inzwischen weltweit durchgeführt. Deutschland ist jedoch hinsichtlich dieser Therapie im internationalen Vergleich führend.

    Bei über 85 Prozent der Patienten ist die Therapie erfolgreich und eine deutliche Wirkung zu beobachten: Daten aus klinischen Studien und Registerdaten zeigen, dass die systolischen Blutdruckwerte zwischen 15 und 45 mmHg sinken, durchschnittlich um ca. 30 mmHg. Auch die diastolischen Werte sinken deutlich ab.   In den bisherigen Studien konnte gezeigt werden, dass sich der volle Behandlungseffekt gewöhnlich erst nach mehreren Monaten entfaltet. Langzeituntersuchungen zeigen, dass dieser Effekt über einen Beobachtungszeitraum von mindestens 36 Monaten anhält. Neben der Abnahme des Blutdrucks berichten viele Patienten auch über ein verbessertes Schlafverhalten, eine Reduktion der inneren Unruhe sowie weniger Kopfschmerzen. Bei einigen Patienten mit Typ 2 Diabetes mellitus konnte sogar eine bessere Blutzuckerkontrolle erreicht werden, da das Nierennervensystem auch in die Blutzuckerregulation eingebunden ist. Darüberhinaus wurde beobachtet, dass die Blutdrucksenkung umso ausgeprägter ist, je höher die Ausgangswerte des systolischen Blutdrucks sind.

    Nach der Therapie müssen anfangs die Blutdruckmedikamente unverändert eingenommen werden. Im weiteren Verlauf ist es häufig möglich, das ein oder andere Medikament zu reduzieren. Zwar können nach der Therapie die Patienten nicht auf alle ihre Blutdruckmedikamente verzichten, aber der Blutdruck kann wieder deutlich besser kontrolliert werden.

    Risiken

    Der Eingriff ist insgesamt risikoarm und vergleichbar mit anderen invasiven Gefäßuntersuchungen. Mögliche Komplikationen ergeben sich wie bei einer Herzkatheteruntersuchung aus der Punktion der Femoralarterie, der Gabe von Kontrastmitteln und der Platzierung des Katheters in der Nierenarterie.

    Einrisse oder schwerwiegende Verletzungen der Nierenarterien durch den Ablationskatheter sind extrem selten. Während des Eingriffs kann es lokal zu passageren Gefäßspasmen und Ödembildungen kommen.

    Aus den Untersuchungen der bisher behandelten Patienten weiß man jedoch, dass der Eingriff zu keinen bleibenden, erkennbaren Veränderungen an den Nierengefäßen führt. Auch hinsichtlich der Nierenfunktion konnten bisher keine statistisch signifikanten Nebenwirkungen beobachtet werden. Seit der Durchführung von Nierentransplantationen ist bekannt, dass die Niere auch ohne die Sympathikusnervenfasern funktionstüchtig bleibt bzw. ihre Funktion aufnimmt.

Ansprechpartner