Die Zwangsstörung ist eine häufige psychiatrische Erkrankung, die zu einer starken Einschränkung der Lebensqualität führen kann. Traditionell werden die Zwangssymptome unterteilt in Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Bei etwa 80 bis 90 Prozent der Betroffenen können die Beschwerden durch Psychotherapie und medikamentöse Behandlungen effektiv gelindert werden.
Der Zwangsstörung liegen Störungen in Regelkreisläufen des Gehirns zugrunde. Hierbei handelt es sich um Regelkreise, die die Großhirnrinde, die Basalganglien und den Thalamus verbinden. Über diese Regelkreise werden motorische, kognitive und emotionale Vorgänge gesteuert.
Seit etwa 10 Jahren wird die tiefe Hirnstimulation zur Behandlung der Zwangsstörung untersucht. Durch die elektrische Stimulation soll die der Zwangsstörung zugrunde liegende übermäßige Nervenaktivität normalisiert werden und damit die Symptome der Zwangsstörung gelindert werden.
Am meisten Erfahrungen liegen vor mit der Stimulation des vorderen Anteils der inneren Kapsel. Dabei hilft die Behandlung jedoch nicht allen Betroffenen. Bei etwa zwei von drei behandelten Patienten konnte durch die tiefe Hirnstimulation die Stärke der Zwangssymptome um mindestens 25 Prozent reduziert werden.
Voraussetzung für den Einsatz der tiefen Hirnstimulation bei Patienten mit Zwangsstörung ist, dass zuvor sowohl verschiedene adäquate medikamentöse Behandlungen als auch eine störungsspezifische Psychotherapie über einen ausreichend langen Zeitraum keinen Erfolg erbracht haben, also eine Therapieresistenz für die etablierten Therapieformen vorliegt.